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ESF+-Erfolgsgeschichte: Mit Mentoring zum guten Lernen im Betrieb

- Erschienen am 05.01.2024
Erster Austausch beim Kick-off zum Mentoring-Programm mit v.l.n.r. Bartholomäus Raschke, Lisa-Marie Beelitz, Marie-Christin Sievers und Petra Müller (Foto: HWK Potsdam)

Mit dem Ziel, die Ausbildungsqualität und -bereitschaft in Brandenburger Betrieben zu stärken, ging im Sommer 2022 das Programm 'Qualifizierte Ausbildung im Verbundsystem (PAV) 2022' an den Start – als eine der ersten ESF+-Richtlinien in der Förderperiode 2021-2027. Über verschiedene Ansätze sollen für Jugendliche attraktive und sichere berufliche Perspektiven im Land Brandenburg geschaffen werden. Ein wichtiges Förderthema ist der Fördertatbestand 'Service für Ausbildung' mit den beiden Fördermodulen 'Servicestellen Verbundausbildung' und Koordinierungsstellen 'Gutes Lernen im Betrieb'. Von der Möglichkeit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle hat z. B. die Handwerkskammer Potsdam (HWK Potsdam) Gebrauch gemacht. Über ihre Koordinierungsstelle 'Gutes Lernen im Betrieb' bietet sie seit Herbst 2023 u. a. eine sehr individuelle Form der Unterstützung an: das Mentoring.

Im Rahmen eines Mentorings wird Wissen von einer erfahrenen Person – der Mentorin/dem Mentor – an eine unerfahrene(re) Person – den Mentee – weitergegeben. Davon profitieren in der Regel beide Parteien. Die Mentees natürlich in erster Linie durch den Wissenstransfer und Networking-Effekte. Die Mentorinnen und Mentoren können durch den Kontakt zum Branchen-Nachwuchs neue Ideen generieren und Einblicke in andere Kontexte und Lebenswelten gewinnen. Und sie haben für zukünftige Fachkräfte im eigenen Unternehmen eine innovative und persönliche Unterstützungsform im Ausbildungsmarketing-Koffer.

Mit der Koordinierungsstelle 'Gutes Lernen im Betrieb' soll Mentoring erstmalig für das regionale Handwerk entwickelt und erprobt werden. Zielgruppen sind einerseits Auszubildende in geschlechteruntypischen Handwerksberufen, sowie Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber.
Immer noch ist eine relativ geringe Anzahl von Frauen im Handwerk vertreten – dies liegt möglicherweise an traditionellen Geschlechterrollen und Stereotypen. Mit dem Projekt soll die Gleichstellung gefördert und jungen Menschen der Einstieg in einen geschlechteruntypischen Handwerksberuf erleichtert werden.

Eigenwerbung ist alles

Doch um ein solches Vorhaben ins Rollen zu bringen, musste die HWK Potsdam selbst erst einmal intensiv die Werbetrommel rühren und zwar stets in beiden Richtungen. So wurde das Projekt auf verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt, u. a. bei Unternehmensnetzwerkveranstaltungen des Business Network International (BNI) oder beim Frühstück für Ausbildungspersonal. In Meisterkursen des Handwerks wurde das Projekt einerseits vor den Dozierenden, aber auch in verschiedenen Klassen präsentiert.

Auch sonst wurden keine Möglichkeiten ausgelassen, das Mentoring-Projekt bekannt(er) zu machen – sei es in den Workshops für Ausbildungspersonal oder in allen Azubi-Workshops. Eine gezielte Ansprache von Mentees erfolgte nach Absprache mit den Dozierenden ebenfalls in den Lehrgängen zur Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU), einem weiteren Fördertatbestand der PAV-Richtlinie. Außerdem wurde im HWK-eigenen Format 'Azubi des Monats', über Aufrufe im Deutschen Handwerksblatt (DHB) oder in Social Media nach Mentorinnen und Mentoren gesucht. Potenzielle Mentees wurden u. a. bei Ausbildungsmessen oder auf Schulhofaktionen angesprochen.

Das Mentoring-Projekt wurde intern im Rahmen der Dienstberatung der Ausbilderinnen und Ausbilder des Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) bekannt gemacht, in der Abteilung Betriebsberatung sowie dem Team Öffentlichkeitsarbeit. Tipps zu Arbeitsansätzen des Mentorings hat das Projekt vom 'Career-Service der Universität Potsdam' erhalten. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit anderen Projekten wie z. B. dem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt 'Passgenaue Besetzung', dem 'Zukunftszentrum Brandenburg für den digitalen Wandel' – gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), den ESF+ sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg (MWAE) und dem Arbeitsbereich 'Handwerk und Schule' in der HWK.

Ein Anfang ist gemacht

Anfang Oktober 2023 gab es eine erste Kick-off-Veranstaltung, bei der die Tandems – bestehend aus Mentorin/Mentor und Mentee – zusammenkamen, um sich unter Anleitung einer Business-Coachin zu den Eckpunkten des Mentorings zu verständigen. Resultierend aus den Erfahrungswerten der Business-Coachin und den Wünschen der Tandems einigte man sich darauf, das Mentoring-Projekt für eine Dauer von einem Jahr zu verfolgen. In diesem Zeitraum kann sich ein Mentee gut entwickeln, auf beiderseitigen Wunsch des Tandems besteht aber auch die Möglichkeit, das Projekt zu verlängern.

Zum Stichtag am 30. November 2023 starteten drei Tandems in das Mentoring-Projekt und das mit viel Freude und Begeisterung, denn schon beim Kick-off zeigte sich, dass sich die Tandems nicht nur auf fachlicher Ebene gut ergänzen, sondern auch persönlich gut miteinander harmonieren. Bei zwei Tandems handelt es sich um ein 1:1-Mentoring, bei einem Tandem um ein Peer-to-Peer-Mentoring, also einer Zusammenarbeit, die alterstechnisch nahezu auf Augenhöhe erfolgt. Die beiden weiblichen Tandems konnten im Bereich Metall (Metallbauerin) und Holz (Tischlerin) matchen. Das dritte Tandem ist männlich: Sowohl Mentor als auch Mentee kommen aus dem Friseur-Handwerk.

7 gute Gründe für das Mentoring-Projekt im Handwerk

  1. Fachkräftemangel bekämpfen: Durch Mentoring können mehr Frauen und andere unterrepräsentierte Gruppen für handwerkliche Berufe gewonnen werden, was dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften entgegenwirkt.
  2. Karriereentwicklung fördern: Durch den Wissenstransfer im Mentoring können die Mentees ihre berufliche Entwicklung beschleunigen, was dazu führen kann, dass sie schneller die Karriereleiter hinaufsteigen.
  3. Vielfalt begünstigen: Durch Mentoring erhalten sowohl Frauen als auch Männer Zugang zu geschlechteruntypischen Berufszweigen, was zu einer diverseren und inklusiveren Arbeitsumgebung führen kann.
  4. Netzwerke aufbauen: Durch Mentoring können Mentees in ihrem gewählten Beruf gezielte Kontakte knüpfen und sich noch während der Ausbildung ein professionelles Netzwerk aufbauen.
  5. Selbstvertrauen stärken: Durch die Unterstützung und Ermutigung ihrer Mentorinnen und Mentoren werden die Mentees in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und lernen, sich auf ihre erlernten Fähigkeiten zu verlassen.
  6. Wissen generationsübergreifend übertragen: Durch Mentoring geben erfahrene Fachkräfte ihr Wissen an die nächste Generation weiter, was zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des handwerklichen Know-hows beiträgt.
  7. Unternehmenskultur positiv beeinflussen: Durch die Förderung von Mentoring in geschlechteruntypischen Handwerksberufen schafft ein Unternehmen eine Umgebung der Chancengleichheit und Vielfalt - ein klares Bekenntnis zu zukunftsweisenden Unternehmenswerten.

BRANDaktuell wird weiterhin vom Mentoring-Projekt der HWK Potsdam berichten. Wir freuen uns auf erste Erfahrungsberichte der drei Tandems, die diese neue Form der Ausbildungsunterstützung in Brandenburg quasi als Pilotprojekt durchlaufen und wünschen den Tandems maximale Erfolge und viel Spaß im Jahr 2024. (JM)

Richtlinie: 'Qualifizierte Ausbildung im Verbundsystem (PAV) 2022'
Finanzierung: Gesamtsumme: 145.396,44 Euro, davon ESF+: 87.237,86 Euro
Titel des Projekts: Koordinierungsstelle Gutes Lernen im Betrieb
Zuwendungsempfangende: Handwerkskammer Potsdam
Durchführungsort: Land Brandenburg
Durchführungszeitraum: 01.01.2023 bis 31.12.2025
Kontakt (Projektleitung): Janet Kunau, Telefonnummer: +49 33207 34233, E-Mail: janet.kunau@hwkpotsdam.de

Über die Koordinierungsstelle 'Gutes Lernen im Betrieb':
Ziel dieses Projekts ist, die Lernbedingungen und -prozesse der Ausbildung im Handwerk zu verbessern und somit Ausbildungsabbrüchen entgegenwirken. Dies geschieht durch gezielte Qualifizierungsangebote für Ausbildungspersonal (z. B. durch Weiterbildungen) und Auszubildende (z. B. durch Mentoring und Trainings zur Stärkung von Schlüsselkompetenzen). Dabei wird stets Wert auf passgenaue Angebote gelegt, deren Bedarfe in persönlichen Gesprächen herausgearbeitet werden.


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