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Internationalisierung der EU-Fonds in Brandenburg - ein Workshop des Partnernetzwerks KBS

- Erschienen am 01.12.2023

In der aktuellen Förderperiode 2021 bis 2027 wird die EU-Förderung einen großen Beitrag zur Internationalisierung Brandenburgs und zur Umsetzung der Internationalisierungsstrategie des Landes leisten. Um für einen stärkeren internationalen Fokus bei der Umsetzung der EU-Förderung in Brandenburg zu werben, lud das Partnernetzwerk KBS am 8. November die zuständigen Landesministerien, Verwaltungsbehörden, die Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpartner, Projektträger und weitere Interessierte zu einem Workshop im Potsdamer Bürgerhaus am Schlaatz ein.

Internationale Zusammenarbeit in Brandenburg

Zur Begrüßung wies Achim Wolf, Projektleiter der KBS, auf die größer gewordene Rolle inter- und transnationaler Projekte in der EU-Förderung hin. Die internationale und transnationale Zusammenarbeit wird bereits über viele Jahren erfolgreich mit INTERREG unterstützt. Aber auch andere EU-Förderprogramme können eine internationale Ausrichtung haben. So werden im ESF+ und EFRE/JTF-Programm interregionale und transnationale Maßnahmen bzw. interregionale und grenzüberschreitende Kooperationen in zahlreichen Förderrichtlinien ermöglicht. Ebenso gibt es im LEADER-Bereich grenzüberschreitende Vorhaben zur Entwicklung des ländlichen Raums.

Zahlreiche Referentinnen und Referenten nahmen am Workshop teil:

  • Lars Wirbatz, Ministerium der Finanzen und für Europa Brandenburg (MdFE)
  • Holger Zeiser, Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB)
  • Gerrit Rössler, Internationalisierungsnetzwerk Phoenix, Berlin Partner GmbH
  • Dr. Michael Steinhöfel, Institut für betriebliche Bildungsforschung
  • Grit Körmer, LAG Märkische Seen


'Auf neuen Wegen' – Transnationale Fördermöglichkeiten in der EU-Förderung

Lars Wirbatz, Leiter der Koordinierungsstelle EU-Förderung im Ministerium für Finanzen und Europa (MdFE), stellte im ersten Beitrag die Rahmenbedingungen der inter- und transnationalen EU-Förderung in Brandenburg vor. In der aktuellen Förderperiode sind in der Dachverordnung für die Strukturfonds bessere Bedingungen für den internationalen Fördermitteleinsatz gegeben. So erlaubt Artikel 63 Vorhaben auch außerhalb des Mitgliedsstaats und die Ausgabenobergrenze für solche Vorhaben entfällt. Ganz besonders warb Herr Wirbatz auch für einen stärkeren Einsatz der direkt von der EU verwalteten Förderinstrumente wie Horizont Europa, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation oder dem Förderprogramm CERV – Bürgerinnen und Bürger Gleichstellung, Rechte und Werte. Für diese Programme gibt es europaweite Ausschreibungen. Die EU hat dazu nationale Kontaktstellen eingerichtet, bei denen Antragstellende Informationen und Unterstützung erhalten können.

Europäische Territoriale Zusammenarbeit durch Interreg

Mit dem aus dem EFRE-finanzierten Interreg-Programm verfügt Brandenburg über eine seit Jahren bewährte Förderstruktur für internationale Projekte. Im zweiten Vortrag präsentierte Holger Zeiser von der WFBB dazu eine Übersicht über die verschiedenen INTERREG-Programme. Natürlich spielt für Brandenburg die deutsch-polnische Zusammenarbeit eine besonders große Rolle. Mit den beiden Interreg A-Programmen Brandenburg-Polska (Landkreise (MOL, LOS, SPN sowie Cottbus und Frankfurt) und Mecklenburg-Vorpommern-Brandenburg-Polska (Landkreise UM, BAR, MOL) wird dabei u. a. die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor allem in den Bereichen Innovation, Klimawandel und Biodiversität, Kulturerbe, Tourismus und Bildung unterstützt. Nächste Förderaufrufe finden voraussichtlich im 1. Quartal 2024 statt.

Im Interreg B-Bereich beteiligt sich das Land Brandenburg an der transnationalen Zusammenarbeit in den Kooperationsräumen Ostseeraum und Mitteleuropa. Hier können Projekte u. a. in den Bereichen Innovation, Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft und Mobilität gefördert werden. Auch für Brandenburger KMU bieten sich damit interessante Möglichkeiten für Kooperationen.  

Von praktischen Erfahrungen mit inter- und transnationalen Projekten berichteten im Anschluss drei Projekte, die mit europäischen Fördermitteln unterstützt werden bzw. wurden.

Gerrit Rössler, Clustermanager des Berlin-Brandenburger Clusters Optik und Photonik, stellt die Arbeit des Phoenix-Netzwerks vor. Das mit EFRE-Mitteln unterstützte Netzwerk initiiert wirtschaftsbezogene und grenzüberschreitende Forschungs- und Entwicklungskooperationen zwischen Akteuren der Region Berlin-Brandenburg einerseits und Akteuren in den Partnerregionen Polen, Japan, Israel und den USA in den Bereichen der Optik, Photonik Mikroelektronik und Quantentechnologien. Besonders erfolgreich ist die Kooperation mit Polen. Thematische Schwerpunkte der geförderten Projekte sind der Einsatz von Quantentechnologien, die Digitalisierung sowie die Energiewende.

Von den Erfahrungen im Projekt 'Potentiale für eine Verbund-Weiterbildung in Brandenburg' berichtete danach Dr. Michael Steinhöfel vom Institut für betriebliche Bildungsforschung. Das Projekt wurde im Rahmen der ESF-Richtlinie zur Förderung sozialer Innovationen unterstützt und bezog Partner aus Baden-Württemberg und Österreich mit ein. Zielstellung des Projektes war es, die Potentiale für die Etablierung von Weiterbildungsverbünden in Brandenburg zu erkunden, relevante Arbeitsmarktakteure zu sensibilisieren und konkrete Ansätze für die Umsetzung zu entwickeln. Ein Schlüssel für den Erfolg eines Kooperationsprojektes ist es, das Gemeinsame und den Nutzen des Miteinanders in den Mittelpunkt zu stellen. Wichtig sind Vertrauen und das persönliche Begegnen der handelnden Akteure.

Lernen durch Kooperation und Austausch ist das Motto, unter dem die LAG Märkische Seen Kooperationen mit internationalen Partnern pflegt. Grit Körmer stellte dazu das Projekt 'Slow Trips' vor, das Konzepte für nachhaltigen Tourismus im Rahmen der LEADER-Richtlinie fördert. Auch hier sind die persönlichen Begegnungen das Herzstück des Projektes. Es sollte möglichst einfach sein, Transferbesuche zu ermöglichen. Sowohl Projektträger als auch die bewilligenden Behörden brauchen von Anfang an Unterstützung und Klarheit, um die Besonderheiten internationaler Projekte, z. B. durch Unterschiede in Formularen und Rechnungen, nicht zum Problem werden zu lassen.

Mit diesen Impulsen wurde im Anschluss in zwei Arbeitsgruppen u. a. darüber diskutiert, welchen Mehrwert internationale Projekte haben, welche Ressourcen und Kompetenzen es braucht und was sich verändern muss, damit es mehr international angelegte Projekte in Brandenburg gibt.

Durch Kooperationsprojekte können sich Regionen europaweit bekannter und ihr europäisches Engagement sichtbarer machen. Gerade für Unternehmen bieten sich auch Chancen beim Marktzugang und dem Aufbau von Wertschöpfungsketten. Durch die Projekte entsteht ein Zugewinn an Kompetenz und Erfahrung. Zum Gelingen braucht es die notwendigen Ressourcen, Sprachkompetenz, interkulturelle Kompetenz sowie gerade am Anfang auch Unterstützung. Eine Idee ist, zunächst als Juniorpartnerin oder Juniorpartner in ein Projekt einzusteigen, um Erfahrungen zu sammeln. Ideal wäre die Möglichkeit, Projektanbahnungskosten auch abrechnen zu können.

Dringend notwendig ist eine Harmonisierung von Rechtsvorschriften und die rechtzeitige Berücksichtigung der Spezifika internationaler Projekte bei der Erstellung von Richtlinien und Ausführungsvorschriften. Erwähnt wurde auch, dass es viele lose, informelle Kooperationen gibt, die durch Projektfördermittel professionalisiert und verstetigt werden könnten.

Am Ende waren sich alle Teilnehmenden einig, dass es für das Gelingen eines Projektes ganz besonders auf die persönlichen Kontakte, auf Vertrauen und ein gutes Miteinander ankommt. Die Chemie muss stimmen!