ESF+-Erfolgsgeschichte: Integrationsbegleitung von Langzeitarbeitslosen und Familienbedarfsgemeinschaften
- Erschienen amDie BQS GmbH Döbern, gegründet 1992, organisiert und betreut soziale Maßnahmen zur Unterstützung und Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen. Seit 2015 wird sie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg durch das Programm 'Integrationsbegleitung von Langzeitarbeitslosen und Familienbedarfsgemeinschaften' gefördert. Dieses hat zum Ziel, Projektteilnehmende schrittweise an Arbeit heranzuführen, in Erwerbstätigkeit oder Bildung zu integrieren und die soziale Teilhabe zu stärken. Die BQS betreut dabei zwei Projekte: In den Sozialräumen Forst und Spremberg sowie in Guben und Cottbus-Land. Marion Loch, Integrationsbegleiterin bei der BQS, berichtet für BRANDaktuell über Beispiele aus der Praxis.
Projekterfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, wie sehr sich die Arbeit mit arbeitslosen Menschen verändert hat. Langzeitarbeitslose weisen oftmals eine schlechtere Gesundheit auf als berufstätige Menschen. Auffällig ist auch die Häufung von psychischen Erkrankungen wie Suchterkrankungen. Die Arbeitslosigkeit stellt für viele Betroffene eine schwere Belastung dar, die über die finanziellen Einschränkungen weit hinausgeht. Somit sind auch die Steigerung persönlicher und sozialer Kompetenzen, die Gesundheitsorientierung sowie die Förderung der Alltagsbewältigung und familiärer Herausforderungen wichtige Handlungsstrategien der BQS.
Praxisbeispiel 1: Schneller Erfolg
Dass es kurzfristig Erfolge geben kann, beweist der Fall einer 21-Jährigen aus Guben. Als dringende Empfehlung aus dem Jugendfallmanagement im Jobcenter Guben kam sie im Jahr 2022 als sehr verschlossene Person in das Integrationsprojekt. Eine abgebrochene Ausbildung und Schulden führten bei der Frau zu Selbstzweifeln und einer großen Zukunftsunsicherheit. Es folgten zahlreiche Gespräche außerhalb des Jobcenters, behutsames Hinterfragen von Misserfolgen sowie das Aufzeigen von realistischen Lösungswegen. Das damit gewonnene Vertrauen und Kontakte zu regionalen Ausbildungsstätten, waren schließlich der Schlüssel für einen Neuanfang. Bereits nach knapp drei Monaten verließ die Teilnehmerin das Projekt mit der Zusage für eine Ausbildung als Sozialassistentin in Eisenhüttenstadt. Die finanzielle Absicherung zum Ausbildungsbeginn gelang durch gemeinsam gestellte Anträge für Bafög, Kindergeld, Fahrkosten, Hinweise zum Wohngeld aber auch durch den Kontakt zur kostenfreien DRK-Schuldnerberatung. Anfängliche Selbstzweifel wandelten sich in sichtbare Freude auf den Ausbildungsbeginn im zweiten Anlauf.
Praxisbeispiel 2: Familienfreundlicher Arbeitgeber
Welche Chancen hat eine mit zwei kleinen Kindern alleinerziehende Frau auf dem Arbeitsmarkt? Eine junge Polin, wohnhaft in Guben und ohne abgeschlossene Berufsausbildung, hat es mit Arbeitswillen, einer positiven Lebenseinstellung und der Integrationsbegleitung durch die BQS geschafft, durch eigene Arbeit und ohne Bezug von Bürgergeld, ein neues Leben zu führen. Denn oftmals scheitert es an Aspekten wie fehlenden Kontakten oder Vorurteilen bei Arbeitgebern gegenüber Langzeitarbeitslosen. Dort setzen die Integrationsprojekte der BQS an. Das intensive Zuhören, gefolgt vom Herausfinden von Stärken und bisherigen Erfolgen sowie die individuelle Beratung und das Herstellen von Arbeitgeberkontakten sind die Schlüssel zur erfolgreichen Integration in die Arbeit. Nach einer aussagekräftigen Bewerbung und einem begleiteten Vorstellungsgespräch konnte die alleinerziehende Frau ein familienfreundliches Teilzeitarbeitsverhältnis als Küchenhilfe erzielen.
Praxisbeispiel 3: Erkennen von Stärken und Interessen
Eine 27-jährige alleinerziehende Mutter einer 8-jährigen Tochter aus Forst konnte 2022 einen Hauptschulabschluss und eine nicht abgeschlossene Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin vorweisen. Bei der Berufsorientierung wurden zunächst ihre beruflichen Interessen besprochen. Nach anfänglicher Unsicherheit konnten durch viele Gespräche und aufmerksames Zuhören, die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen der Frau gestärkt werden. In einem Berufswahltest wurden die Interessen für die Bereiche Soziales, Lager und Reinigung festgestellt. Bereits das erste Praktikum in den Bereichen Pflege, Betreuung und Hauswirtschaft war für die Teilnehmerin eine positive Erfahrung, sodass sie im September 2023 schließlich eine Qualifizierung als Pflegehelferin (Basiskurs), Hauswirtschaftskraft und Betreuungsassistentin beginnen konnte. Im Anschluss an die Qualifizierung nahm die Teilnehmerin die Nachbetreuungszeit von sechs Monaten in Anspruch und wurde seitens der Integrationsbegleitung intensiv unterstützt, u. a. bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Noch während der aktuellen Bildungsmaßnahme zeigte der Praktikumsbetrieb Interesse an einer künftigen Arbeitsaufnahme und hat ihr nach erfolgreichem Abschluss der Fortbildung ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zugesagt.
Auch wenn Erfolge beim Übergang in Bildung und in Arbeit zu verzeichnen sind, ist aufgrund der angestiegenen multiplen Problemlagen der Teilnehmenden, die sozial pädagogische Arbeit herausfordernder und umso wichtiger geworden. Wir bedanken uns bei der BQS für die Einblicke in die Arbeit der Integrationsbegleitung! (SH)
Richtlinie: 'Integrationsbegleitung von Langzeitarbeitslosen und Familienbedarfsgemeinschaften'
Finanzierung der beiden Projekte: Gesamtsumme: 2.093.281,49 Euro, davon ESF+: 1.246.535,19 Euro
Titel: Integrationsbegleitung für Langzeitarbeitslose und Familienbedarfsgemeinschaften im Landkreis Spree-Neiße
Zuwendungsempfänger: BQS GmbH Döbern
Durchführungsort: Land Brandenburg
Durchführungszeitraum in der aktuellen Förderperiode: 01.09.2022 bis 31.08.2025
Kontakt: Marion Loch, Telefonnummer: 03562 69353011 E-Mail: loch@bqs-gmbh-doebern.de
Gefördert aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Brandenburg.